Der gotische Flügelaltar von Gampern

Beschreibung des Hochaltars

(geschaffen 1497-1507)

Der Hochaltar zeigt bei geöffneten Flügeln: Die Krönung Mariens, links den Kirchenpatron St. Remigius, rechts den heiligen Arzt Pantaleon. Die Menschwerdung Christi. (Thema)

Die kleinen Figuren neben Remigius: Oben  St. Stephan, unten St. Wolfgang; neben Pantaleon: oben St. Laurentius, unten St. Valentin.

Auf den Flügeln: Das Marienleben: Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi und Darstellung im Tempel.

Die Predella zeigt statt vier nur mehr zwei ausgezeichnete Bilder: Das Erste: Die Maria-Verkündigung und das vierte: Darrstellung im Tempel. Auf der rechten Tafel sind Bild und Wappen des Stifters zu sehen. Zwei Bilder sind im Besitze des Stiftes Seitensstetten: Geburt Christi und Anbetung der Könige.

Bei geschlossenen Flügeln: Das Leiden Christi: Ölberg, Ecce homo, Kreuztragung und Kreuzigung. Erlösung durch Christus (Thema).

Auf den festen Flügeln: Auf der Evangelienseite: Oben St. Leonhard als Fürbitter für die Haustiere, unten St. Sebastian und Dionysius, Patrone von Paris; auf der Epistelseite: Oben St. Christopherus, unten St. Pantaleon und St. Ursula, Patrone von Köln.

Figuren im Gesprenge: Unten von links nach rechts: Die Heiligen: Katharina, Pantaleon, Remigius, Sebastian und Barbara. Darüber: Der Auferstandene zwischen Maria und Johannes. Die Heiligen als Wegweiser zu Christus (Thema).

Rückseite des Altares: Das Jüngste Gericht. Christus als Richter zwischen der Mutter Gottes und Johannes dem Täufer. St. Petrus lässt die Guten in den Himmel ein, der Papst begrüßt mit der Tiara den hl. Petrus, auf der anderen Seite des Bildes werfen Teufel die Verdammten in den Höllenrachen (die berühmte „Gamperner Hölle“/Thema)

Auf den Flügeln der Rückseite: Links oben St. Erasmus, Patron von  der Filialkirche Piesdorf und St. Nikolaus, rechts oben St. Rupert, erster Bischof von Salzburg, unten St. Wolfgang.

Rückseite der Predella: St. Petrus und St. Paulus, dazwischen das Schweißtuch der Veronika mit dem Antlitz des Herrn Christi Beweinung.

Das moderne Tabernakel, von dem Metallplastiker Hans Angerbauer aus Steyr stammend, zeigt in den Mittelfeldern die vier Cherubime. Die zwölf  äußeren Felder stellen die zwölf Apostel in persönlicher Begegnung mit Christus dar.

Dem Umstand, dass St. Remigius in der linken Hand eine Bibel, auf der ein Wecken liegt hält, verdanken die Gamperner den Spitznamen: „Gamperner Weckenfresser“. Wenigen dürfte jedoch der Spitzname „Turmstutzer“ für die Gamperner bekannt sein. Sie verdanken ihn einem Polier, der in einem Turmfenster die mittlere Säule nicht in die Mitte gestellt  hat.

 

Der gotische Flügelaltar von Gampern

Der Altar ist der drittgrößte gotische Flügelaltar in Oberösterreich, hergestellt in der Zeit von 1497 bis 1507. Zugschrieben wird er

  1. laut Guby (1917) den Passauer Kunstwerkstätten,
  2. nach Bezirkshauptmann Lippe dem Martin Kriechbaum und
  3. nach Gertraud Schodterer dem Johannes Baierlein d.Ä.;
  4. laut Kieslinger dem Lienhart Astl (1490-1500), dem Schöpfer des Hallstätter Altars. Dieser Deutung schließt sich auch am ehesten Dr. Zauner an.
  5. Existiert noch eine Meinung, dass der ganze Altar aus der Schule Michael Wohlgemuth, einem Nürnberger Maler, bei dem Dürer Schüler war, stammt (Pfarrchronik).

Als Stifter zieht Guby den Dompropst Canonicus Wilhelm v. Nothaft aus Passau in Betracht. Dr. Zauner bemerkt hiezu, dass zur gleichen Zeit in Salzburg ein Christoph v. Nothaft lebte, in dessen Wappen nicht wie bei Wilhelm eine blaugoldene, sondern ein e goldgrüne Helmdecke zu sehen ist. Dompropst von Passau und zugleich Propst von Mattsee.

Der Stifter des Altars, ein Canonicus, ist auf der Predella rechts mit seinem Wappen kniend dargestellt.

Die Jahreszahl 1515 steht rückwärts im Bild bei der Inschrift: „Christoph Tummer und Johann Türck“ (Jüngstes Gericht – „Gamperner Höll“).

Um 1590, so vermutet man, dürfte der Altar das erste Mal renoviert worden sein. Als weitere Renovierungsjahre sind 1807 und 1845 bekannt.

1893-1894 Reparatur des obersten Aufsatzes (Gesprenge) auf Veranlassung des Pfarrers Treml durch Leopold Grießer, Weyer a. E., Bildhauer, Neue Ornamente angebracht.