Strommanagement auf kommunaler Ebene

Forschungsteam

 In Gampern bildet die Elektromobilität mit der kommunalen Energiegemeinschaft eine wirkungsvolle Symbiose. Eine Projektgruppe forscht an weiteren zukunftsträchtigen Energiespeichermodellen.

Wenn eine Gemeinde Eigentümer von Photovoltaikanlagen sowie von Energietankstellen ist, ergeben sich viele Möglichkeiten. Gampern nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. 21 öffentliche Ladestellen bietet die Gemeinde an – beim Gemeindeamt, Kindergarten, Bauhof, bei der Volksschule und am Ortsplatz. Zuletzt sind acht beleuchtete Ladepunkte bei einem PV-Carport hinzugekommen. Zusätzlich gibt es acht Ladestationen für E-Bikes am Ortsplatz und zwei beim Gemeindeamt. Durch die aktuell hohen Förderungen von Bund und Land sind nur kleiner Teil der Errichtungskosten von der Gemeinde zu tragen.

Vorreiter bei den EEGs

Auch bei den Erneuerbaren-Energie-Gemeinschaften (EEGs) hat die Gemeinde die Nase vorn. Als das Thema vor zwei Jahren noch in den Kinderschuhen steckte, wurde in Gampern bereits eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft gegründet, mit dem Ziel, den Strom vor Ort selbst zu produzieren und zu verbrauchen sowie die entstehenden Synergien positiv zu nutzen.

Günstig tanken bei Sonnenschein

Der Sonnenstrom, der durch die EEG produziert wird, wird in Überschusszeiten nicht billig in das allgemeine Netz eingespeist, sondern für das Aufladen von Elektrofahrzeugen zur Verfügung gestellt. Von März bis Oktober gilt täglich von 10 bis 17 Uhr der günstige Sonnenscheintarif mit zehn Cent pro Kilowattstunde, im Winter bzw. in der Nacht zahlt man 30 bzw. 50 Cent. Das führt dazu, dass die Akkus der Autos dann geladen werden, wenn der Strom im Überschuss zur Verfügung steht.

Keine Gewinnorientierung

„Unserem Sonnen- bzw. Mondscheintarif liegt ein einfaches Prinzip zugrunde, das aber nur funktioniert, weil wir es als Eigentümer der Infrastruktur selbst in der Hand haben. Fremdanbieter ohne Preisstaffeln haben daher hohe Gewinnmargen. Das ist aber nicht unser Zugang, da für uns die Gewinnorientierung nicht im Vordergrund steht“, stellt Bürgermeister Jürgen Lachinger klar.

Wirtschaftliches Erfolgsmodell

Dennoch ist das Strommanagement der Gemeinde Gampern ein wirtschaftliches Erfolgsmodell. Die Gemeinde betreibt in jedem Gebäude mit PV-Anlage einen Stromspeicher. Dank dieser neun Batterien mit 173 Kilowattstunden Kapazität kann im Großteil des Jahres die Straßenbeleuchtung betrieben werden. Die Beleuchtungskörper sind durch eine direkte Stromleitung an die Speicher angebunden. „Wir brauchen heute um 80 Prozent weniger Strom als noch vor zehn Jahren“, freut sich Amtsleiter Christoph Stockinger. Dieses proaktive Strommanagement erspart der Gemeinde 200.000 Euro jährliche Kosten, was sich in Zeiten der allgemeinen Kostensteigerung mehr als positiv auswirkt.

Saisonaler Langzeitspeicher

Das Thema ist in Gampern aber noch nicht zu Ende gedacht. Im Rahmen eines FFG-Forschungsprojektes werden gemeinsam mit der RAG und der JKU Linz neue Ideen zur Langzeitspeicherung des überschüssigen Sonnenstroms entwickelt. Der Strom, den die EEG produziert, wird mittels Wasserelektrolyse in Wasserstoff umgewandelt. Dieser wird im „Underground Sun Storage“ – einer Sandstein-Porenlagerstätte – in Rubensdorf (Gemeindegebiet Gampern) zwischengespeichert und zu einem Zeitpunkt, zu dem weniger Strom in der EEG produziert wird, wieder rückverstromt. Der Probebetrieb läuft bereits seit 2023 sehr erfolgreich.

Nächster Meilenstein

„Aktuell stehen diesem innovativen Modell noch rechtliche Hürden im Weg. Das Projektteam wird einige Vorschläge in Form von ‚Policy Recommendations‘ an die neue Bundesregierung übermitteln. Wir hoffen, dass hier demnächst einiges in Bewegung kommt, damit wir diesen nächsten Meilenstein in der kommunalen Energiewende in die gelebte Alltagspraxis umsetzen können“, schließt Amtsleiter Christoph Stockinger.

30.10.2024